Das Gescheiterte Auswandern-Wie Irland Und Ich Uns Nur Mäßig Verstanden

Manchmal hat man im Leben bessere Ideen und manchmal eben auch schlechtere. Gerade letzte Woche wurde ich mal wieder Opfer meiner eigenen schlechten Idee.
AUSWANDERN NACH IRLAND.

 

Juchu klingt toll.

Grüne Wiesen, viele Schafe, noch mehr Bier und eine Menge belesener und netter Menschen die tagsüber ganz „Großstadt“ und dann abends einfach nur typisch irisch sind.

 Genauso würde es sein. Also packte ich mein Leben in zwei Koffer, einen Wanderrucksack, eine Handtasche und in mehreren Schichten Kleidung auf mir ein und machte mich auf den Weg.
 
Noch höchst euphorisch, wenn auch von leichten Zweifeln geplagt, tippte Miss Kurzfristig noch letzten Donnerstag einen Artikel über ihren Aufbruch an neue Ufer.
Immerhin glaube ich zumindest zu Beginn meiner neuen Abenteuer immer, dass es eine großartige Idee ist.

 

Immerhin war mir doch relativ schnell klar, dass die Idee nach Dublin zu ziehen         (wo ich zum letzten Mal als Kleinkind war) nicht unbedingt einer meiner Glanzstunden war.

 
Die Ernüchterung begann irgendwo zwischen den ersten Worten die ich mit einem Iren wechselte (ich weiß bis heute nicht worüber wir bzw. er sprach) und meine Wanderung Richtung Innenstadt am nächsten Morgen.
Denn wie sich herausstellte hatte Dublin recht wenig einer boomenden Hauptstadt gefüllt mit schicken Briten und eben einer Art Großstadt-Vibe.
Stattdessen dachte ich bis zuletzt noch in den Suburbs rumzuwandern um dann unter Regenschauern festzustellen, dass das Ganze nicht viel aufregender wird. Keine Hochhäuser, keine eilenden Menschen, nicht mal Straßenmusiker sah ich an dem Tag.
Das brachte mich dann dazu mich einer äußerst wichtigen und sich mir aufdrängenden Frage zu stellen:
Ist es um 12 Uhr mittags zu früh für Alkohol?
Noch überzeugt davon, dass ich irgendetwas falsch gemacht hatte oder der Blitz der Liebe für diese Stadt mich jede Sekunde treffen könnte, beschloss ich, dass man am ersten Tag in der neuen Heimat nicht vor dem Mittagessen mit Saufen anfangen sollte.

Wie sich jedoch herausstellte, war ich nicht die einzige die sich diese Frage stellte aber eine der Wenigen die beschloss, dass es noch zu früh sei.

 

In den folgenden Tagen schrumpfte die Begeisterung für meine Idee auf ein Minimum. Die Ausflüge in verschiedene Gegenden der Stadt änderten meine Meinung auch nicht wirklich und in eine einsame Hütte auf dem Land zu ziehen, mag zwar auf den ersten Blick äußerst romantisch erscheinen, ist aber doch keine plausible Lösung.
Sich in der Stadt ein Bett mit jemand anderem teilen, allerdings auch nicht.

 

Nun sitze ich am Flughafen.
Bin viel zu früh da und kann es nicht erwarten bis das Boarding beginnt.
Ich bin fast durch die Sicherheitskontrolle gerannt, ganz zu schweigen vom Check-In bei dem mir eine unhöfliche Frau nur bestätigte, dass es Zeit zu gehen war.

Ich scheine nicht die Einzige zu sein der es so geht.
Sowohl Iren als auch Ausländer haben fröhlich erwartungsvolle Gesichter.
Eine Gruppe von Geschäftsleuten die neben mir sitzen, malen sich schon die Zukunft aus während sie routiniert an ihren Starbucks-Kaffeebechern nippen.

Sätze wie: „Ich freu mich auf eine richtige Dusche.“ oder „als erstes werde ich einen Salat essen“ kann ich hören und nachvollziehen.
Ich würde mal sagen, das nennt man scheitern auf ganzer Linie.
Ausgewandert war ich für nicht einmal einen Monat, stressig war es trotzdem und erfolglos ebenso.
Aber immerhin kann ich noch ein weiteres Kreuzchen setzen. Denn nach einem kurzen Ausflug über die Nordirische Grenze, habe ich ein weiteres Land bereist, in dem ich nie zuvor war.
Noch bin ich in dem Stadium in dem ich versuche herauszufinden wo jetzt genau die unglaubliche einmalige Erfahrung und Lektion steckte die ich machen musste. Für die ich, in ein paar Jahren schwer dankbar sein werde. Es fällt mir allerdings schwer diese auszumachen. Ich denke, ich hoffe einfach nur, dass diese Reise so etwas beinhaltete.

 

Wobei ich ein, zwei Sachen sicherlich gelernt habe.
Zum Beispiel das Guinness ein Allheilmittel ist.
Oder dass die ewige Weisheit „down the road“ nicht nur in Schottland funktioniert sondern auch bei den Iren überaus beliebt und bekannt ist.
Oder wie man auf die Frage nach dem Befinden antwortet (nämlich immer gleich): „Not too bad“.
Was ich irgendwie sehr sympathisch finde.
Würde ich in Amerika jemanden fragen wie es ihm ginge und ihm wäre gerade sein kleiner Welpe überfahren worden, wäre die Antwort wohl immer noch: „Amaaaazing“.
Die etwas nützlicheren Dinge sind dann wohl so etwas wie:
Wandere nicht in ein Land aus, dass du nicht kennst.
…und naja, das war es im Grunde auch schon.

 

Okay, das klingt alles dramatisch und extrem negativ, was nicht ganz fair ist.
Die Iren sind unheimlich nette und hilfsbereite Menschen (und genauso wie man sie sich vorstellt) und die Natur ist beeindruckend und verzaubernd.
Jetzt kann ich nur noch sagen:
War schön aber alles hat ein Ende. Ab in die Heimat!

9 thoughts on “Das Gescheiterte Auswandern-Wie Irland Und Ich Uns Nur Mäßig Verstanden

  1. Du faszinierst mich. Bin grad zufällig auf deinen Blog gestoßen. Ich fand es gerade absolut genial, dass du einfach so spontan bist und beschließt, “auszuwandern”. Egal ob du gescheitert bist oder nicht. Ich würde es nicht mal scheitern nennen. Du kannst unfassbar stolz auf dich sein, überhaupt soviel MUT und Spontanität zu besitzen. Ich glaub, das haben die wenigsten (ich mit eingeschlossen). Bewundere dich gerade zutiefst, dass du einfach machst, was dir gerade durch Herz und Kopf geht.
    Bin gespannt auf weitere Geschichten von dir. Alles Liebe, Tatjana 🙂

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    1. Hallo liebe Tatjana!
      Vielen lieben Dank für die zahlreichen netten Worte.
      Vielleicht betrachte ich es auch bald nicht mehr als Scheitern. Aber an Mut und Spontanität kann ich trotzdem noch wachsen und bin dann auch selber gespannt was wohl als nächstes kommt.
      Und neue Geschichten gibt es dann bestimmt auch bald:)
      Viele liebe Grüße und noch einmal vielen Dank dafür, mir den Tag so zu versüßen!:)

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  2. Welcome to the club – ich bin eben erst nach Stuttgart ausgewandert. Das sind zwar nur gut 200 km von meinem Startpunkt Schweiz aus.
    Aber Deutschland wirkt dennoch manchmal wie eine Insel – mit Insulanern 😉 . Ich werde mich mit ihnen arrangieren können (und wollen), denn eigentlich sind sie ganz patent und liebenswert, so wie das Land.

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    1. Ohjeee. Ich lebe jetzt auch unweit der Stuttgarter-Insulanern. Allerdings fiel mir die Akklimatisierung in Kleve und mit den Niederländern doch leichter als mit den sehr eigenen, aber dennoch liebenswerten Iren.
      Allerdings stellt Deutschland wirklich noch einmal einen diesen Unterschied zur Schweiz da. Ich hoffe du lebst dich gut ein, und fühlst dich ein wenig Willkommen.
      Liebe Grüße nach Stuttgart, von einer Ausgewanderten zum anderen Ausgewanderten!:)

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    1. Hallo liebe Hania! Vielen Dank für die netten Worte. So langsam fange ich auch an, es als lehrreich zu sehen und Irland kann ja auch später noch kommen. Man weiß ja nie wo es einen im Leben hinführt:)
      Vielen vielen Dank also nochmal für die liebe Rückmeldung, das hat mich sehr gefreut:)
      Und ich hoffe ich kann den Ansrpüchen in Zukunft gerecht werden.
      Dir weiterhin noch einen schönen Montag:)

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